Meine Whiskysammlung


Guter Single Malt Whisky ist für mich Genuss, Kultur und Entspannung. Hirnloser Alkoholkonsum ist kein Genuss sondern schadet Geldbeutel und Gesundheit. Also lieber ein paar Dram weniger aber dafür nur hochwertigen Whisky genießen. Sammeln bedeutet übrigens nicht, dass die Flaschen Zeit ihres Lebens im Regal stehen, früher oder später werden sie ihrer eigentlichen Bestimmung zugeführt. Neben Scotch und Bourbon genieße ich gerne auch mal einen Cognac oder Rum. Glenlivet war mein erster Lieblingswhisky und daran hat sich bis heute nichs geändert - außer dass viele andere Brände zu meiner Sammlung hinzugekommen sind, die ich ebenso schätze. Inzwischen ist aus der "Glenlivetsammlung" eher eine kleine Sammlung hochwertiger Spirituosen geworden.

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Glenlivet

Glenlivet ist aus meiner Sicht eine oft unterschätzte Brennerei. Die Malts sind selten spektakulär, aber immer fein abgestimmt und ausgewogen. In Zeiten des "Islay Hypes" sind die Aromen vielen Malt Liebhabern vielleicht etwas zu verhalten, aber wenn man sich auf die feineren Nuancen einlassen will und kann, dann bietet einem Glenlivet ein beeindruckende Bandbreite feinster Brände von sehr hoher Qualität. Glenlivet wird mit Absicht als relativ leichter Malt hergestellt und ist somit ein Kontrapunkt zu meinen teilweise sehr intensiven Abfüllungen von Islay oder hochprozentigen Bourbons.
Für mich ist Glenlivet ein klassischer Malt, der nicht von zu viel Sherry oder Rauch überlagert wird. Vorwiegend werden Ex-Sherry und Ex-Bourbon- Fässer für Glenlivet Abfüllungen gemischt, was zu einem sehr ausgewogenen und aromatischen Malt führt. Inzwischen scheint Glenlivet etwas "aus der Welt" gefallen zu sein, weil man nicht den Weg zu immer intensiveren Aromen mitgeht. Für den Liebhaber filigranerer Malts hat das den Vorteil, dass der Hype an der Brennerei weitgehend vorüber geht und die Preise für heutige Verhältnisse noch human sind. Eine allgemeine Erklärung zur Qualität, oder besser zur Wertschätzung von Abfüllungen finden Sie hier.

Die Brennerei wurde als erste legale Brennerei nach 1823 dem "Act of Excise" von George Smith gegründet, womit sich die Familie den Unmut der gesamten Gegend auf sich zog, da das illegale Brennen von Whisky eine lange Tradition in dieser Gegend hatte. Durch das neue Recht verschwanden jedoch innerhalb von zehn Jahren die illegalen Brennereien fast vollständig, auch wenn George Smith von seinen Kollegen massiv unter Druck gesetzt wurde und der Legende nach nur noch mit einem Paar Pistolen bewaffnet auf Reisen ging. Die derzeitige Brennerei wurde 1858 errichtet. Im Jahre 1880 erwarben die Smiths das Exklusivrecht für den Namen "The Glenlivet".


Das Wasser der zur Region Speyside gehörenden Brennerei stammt aus dem Josie's Well. Die Destillerie verfügt über einen Maischbottich und acht Gärbottiche. Destilliert wird in vier "wash stills" und vier "spirit stills", die durch Dampf erhitzt werden. Glenlivet gilt als eher weich und mild im Geschmack, was auch an den realtiv hohen Brennblasen liegt.

Lagavulin

Über Lagavulin muss man eigentlich nicht viele Worte verlieren. Trotzdem möchte ich noch ein Statement dazu loswerden: Wie kann ein Whisky seit Jahrzehnten so erfolgreich sein, obwohl er noch nie auf den Mond geschossen wurde, es keine Breaking – News – Promi – Bussi – Bussi Veranstaltungen und keine nie endende Serie irgendwelcher Super-Limited-Special-Editions gibt? Weil der Whisky einfach immer und immer wieder überzeugt! Egal welcher Jahrgang, egal welche Abfüllung. Damit wir uns nicht missverstehen: Man muss diesen kräftig maritimen, satt rauchigen Stil natürlich mögen. Klar. Aber wer damit was anfangen kann, kommt meiner Meinung nach nicht um Lagavulin herum. Ardbeg hin, Caol Ila her. Laphroig kann sich gerne „most richly flavoured“ nennen, das fetteste Geschmackserlebnis bietet trotzdem Lagavulin. Schon der normale 16- jährige ist ein wirklich sauguter Whisky, der zudem im Preis bis heute (2018) durchaus moderat geblieben ist. Noch viel besser schmeckt mir persönlich die Distillers Edition, das ist für mich die perfekte Mischung aus Islay und süßer Frucht, sicherlich eine der komplexesten Spirituosen auf diesem Planeten. Und der ausgewogenste Lagavulin. Die einzige kleine Kritik ist die Abfüllstärke. Manchmal träume ich davon, dass bei Diageo ein Manager früh morgens aufwacht und spontan beschließt, heute eine gute Tat für die vielen Millionen Islay Fans da draußen zu tun: Lagavulin mit mindestens 46 oder 48% abzufüllen. Das wird aber nix, weil einem anderen Manager vor Jahren eingefallen ist, dass man mit einer 12 Jahre alten Abfüllung in Fassstärke dem Intensiv-Fan (im wahrsten Sinn des Wortes) noch mal zusätzlich Geld aus der Nase ziehen kann. Entsprechend sportlich wird der auch bepreist. Kann der Whisky aber nix dafür, der ist ebenfalls exzellent. Wenn jemand Islay-Intensiv-Trinker ist, mag er sich drehen und wenden, wie er will: Um den Lagavulin 12yo Cask Strength kommt er nicht herum!

Buffalo Trace

Lagavulin hat die Welt mit einer winzigen Core-Range erobert, Buffalo Trace hat der Welt bewiesen, dass man auch dutzende von absolut verschiedenen Whiskys produzieren kann, von denen jeder ein Traum ist. Wenn man es kann! Wenn man einen Preis für die vielseitigste qualitativ hervorragende Range von Abfüllungen vergeben wollte, kann es dafür nur einen Gewinner geben: Buffalo Trace! Nicht überzeugt? Einfach mal in einen Supermarkt gehen und für wenig Geld den ganz normalen „Buffalo Trace“ Bourbon mitnehmen. Ich behaupte mal, wer den nicht mag, der mag halt keinen Bourbon. Alle anderen werden feststellen, dass schon das Buffalo Trace Einstiegsmodell ein mehr als solider Whisky ist. Und jetzt geht es erst los: Eagle Rare, William Larue Weller, Colonel E.H. Taylor, Sazerac Rye, die ganze Blanton‘s Abfüllungen, da kann man als Bourbon Fan eigentlich jede Abfüllung blind kaufen, von den teilweise etwas ambitionierten Preisen mal abgesehen. Die Qualität ist immer über jeden Zweifel erhaben! Und wer es ganz hart will, der fährt im Herbst nach Amerika, wenn Buffalo Trace - wie jedes Jahr - die BTAC (Buffalo Trace Antique Collection) herausgibt: Bei Namen wie Eagle Rare 17, George T. Stagg, Sazerac Rye 18 oder Thomas H. Handy bekommt der bekennende Bourbon- Aficionado Schnappatmung. Warum man dafür nach Amerika fahren muss? Weil die paar Flaschen, die es nach Europa schaffen auf ihren Weg zu uns ein Preisniveau annehmen, das für Normalmenschen nicht mehr nachvollziehbar ist. Trotzdem: Wer z.B. mal die Gelegenheit erhält, einen George T. Stagg oder einen Eagle Rare 17 probieren zu können, muss das unbedingt machen – ist ein Erlebnis!

Mein Keller

Wohl jeder Whiskyliebhaber träumt von einem eigenen kleinen Lagerkeller. So hab auch ich mir auf wenig Platz einen Keller für rund 120 Flaschen Wein und ca. 200 Flaschen Whisky eingerichtet. Das ist aus meiner Sicht eine vernünftige Größe - sofern man nicht Weine bunkert, die Jahrzehnte der Reife benötigen. So hat man immer trinkreife Weine und ausreichend Whisky vorrätig ohne gleich den Überblick zu verlieren und Geld ohne Ende investieren zu müssen.